St. Michael

Die Wehrkirche St. Michael befindet sich in einer das Donautal dominierende Lage an der Stelle einer kleinen keltischen Opferstätte.
Der quadratische, halb in das Langhaus eingestellte, viergeschoßige Westturm der Filialkirche hl. Michael mit verstäbtem Spitzbogenportal mit Schulterbogeneinsatz und mit Rundbogenzinnenbekrönung und runden, vorkragenden Ecktürmchen.

St. Michael liegt leicht erhöht oberhalb der Donau auf einer Terrasse am Fuße des hier steil in die Donau abfallenden Michaelerberges zwischen Spitz an der Donau und Weißenkirchen in der Wachau im Bereich des nach 800 von Karl dem Großen, der von 768 bis 814 König des Fränkischen Reichs war, an das Hochstift Passau geschenkten Gebietes. Das Hochstift Passau war der weltliche Herrschaftsbereich der Fürstbischöfe von Passau, der bis 1803, dem Zeitpunkt der Säkularisation, der Verweltlichung, der Trennung von Kirche und Staat, bestand.

St. Michael an der Donau in der Wachau am Fusse des Michaelerberges gegenüber von Bacharnsdorf am Ausgang des Kupfertales.
St. Michael an der Donau in der Wachau am Fusse des Michaelerberges gegenüber von Bacharnsdorf am Ausgang des Kupfertales.

Am heutigen Standort der St. Michaelskirche ließ Karl der Große anstelle einer keltischen Opferstätte ein Michaelsheiligtum errichtet. Im Christentum gilt der heilige Michael als Bezwinger des Teufels sowie als der oberste Heerführer der Streitmacht des Herrn. Nach der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955, dem Endpunkt der Ungarneinfälle, wurde der Erzengel Michael zum Schutzpatron des Ostfrankenreichs, dem aus der Teilung des Fränkischen Reichs im Jahr 843 hervorgegangene östlichen Teil des Reiches, dem frühmittelalterlichen Vorläufer des Heiligen Römischen Reichs, erklärt.

St. Michael am Fusse des Michaelerberges
St. Michael am Fusse des Michaelerberges

Der Kirche von St. Michael besteht äußerlich aus einem vierjochigen Langhaus mit einem eingezogenen, dreijochigen Chor mit Fünfachtelschluß, umlaufendem Sohlbankgesims und übergiebelten Strebepfeilern mit Wasserschlag. Die zwei- und dreibahnigen Maßwerkfenster haben Fischblasen-, Dreiblatt- und Rundbogenformen. Südseitig findet sich ein reich verstäbtes Schulterbogenportal. Auf dem Chorfirst sind Terrakottaskulturen von Hirschen und Pferden, die sogenannten Hasen. Der viergeschoßige Westturm mit Gesimsgliederung ist halb in das Langhaus eingestellt. Langhaus, Strebepfeiler und Turm bestehen aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk mit Ortssteinen und Gerüstlöchern.

Im Inneren des Rundturmes in der Südostecke der Wehranlage von St. Michael gelangt man über ein betonierte Rundtreppe auf die Aussichtsplatform.
Im Inneren des Rundturmes der Wehranlage von St. Michael gelangt man über ein betonierte Rundtreppe auf die Aussichtsplatform.

Mit dem Aufkommen von Kanonen im 14. Jahrhundert wurden eckige Türme von Befestigungsanlagen durch Rundtürme ersetzt, da Rundtürme von seitlich auftreffenden Kanonenkugeln weniger stark beschädigt werden können. Die ursprünglich zirka 7 Meter hohe, durch den Niveauunterschied zur Donau hin teilweise als Futtermauer dienende, Umfassungsmauer von St. Michael wurde 1575 erhöht und 1605 und 1677 verstärkt. Der Rundturm in der Südostecke der Wehranlage war ehemals durch eine begehbare Bogenbrücke, heute mit einem Schwibboden, mit dem Karner verbunden

In der Südostecke der Wehranlage der Kirche St. Michael befindet sich ein massiver, 3-geschoßiger Rundturm mit Schüsselscharten, der seit 1958 ein Aussichtsturm ist, von dem man das sogenannte Thal Wachau mit den Orten Wösendorf, Joching und Weißenkirchen überblickt.
Teil der Wehranlage von St. Michael mit massivem, 3-geschoßigem Rundturm mit Schüsselscharten, der seit 1958 ein Aussichtsturm ist, von dem man das sogenannte Thal Wachau mit den Orten Wösendorf, Joching und Weißenkirchen überblickt.

Auf der rechten Donauseite herrschte bereits ab 860 das Fürsterzbistum Salzburg während die linke Seite dem Hochstift Passau unterstellt war. Nachdem das Bistum Passau ein Suffraganbistum der Erdiözese Salzburg war, gehörte die gesamte Wachau direkt oder indirekt zum Fürsterzbistum Salzburg. Ein Suffraganbistum ist eine Diözese, die einer Erzdiözese unterstellt ist. Die Wehrkirche St. Michael war die Mutterkirche der Wachau. Seit der Auflösung der Pfarre 1784 durch Kaiser Joseph II. ist St. Michael Filialkirche der Pfarre Wösendorf. Vorher war seit dem 12. Jahrhundert die Pfarre Wösendorf eine Filiale von St. Michael.

Der Karner von St. Michael ist ein schmaler, hoher einjochiger Bau mit fünf Achtel Abschluss.
Der Karner von St. Michael

Der Ende des 14. Jahrhunderts gebaute Karner von St. Michael wurde 1395 von dem Wösendorfer Bürger „Seyfrid den freytl“ und seiner Frau Margret gestiftet. Bei dem östlich neben der Filialkirche Sankt Michael sich befindenden Karner handelt es sich um einen schmalen, hohen Bau mit fünf Achtel Abschluss und kräftigen, gestuften Strebepfeilern sowie zweibahnigen Spitzbogenfenstern mit Vierpassmaßwerk und Lanzettfenstern mit Dreiblattschluß. Die westliche glatte Giebelwand ist von einem sechsseitigen vorkragenden Dachreiter mit Pyramidenhelm und Giebelkranz auf Konsole bekrönt.

Karnerdach mit giebelreitendem Pyramidenhelm und vierjochiges Langhaus der Filialkirche St. Michael mit übergiebelten Strebepfeilern und in die Westseite eingestellten Turm mit Regenbogenzinnenbekrönung.
Karnerdach mit giebelreitendem Pyramidenhelm und Filialkirche St. Michael mit Strebepfeilern und in die Westseite eingestellten Turm mit Regenbogenzinnenbekrönung.

In der westseitigen Giebelwand ist auch das Spitzbogenportal untergebracht. An der Westwand finden sich Reste einer monumentalen Wandmalerei des heiligen Christophorus mit Herzogshut aus dem 4. Viertel des 15. Jahrhunderts. Innen ist der Karner einjochig mit Kreuzrippengewölbe auf Kelchkonsolen und reliefiertem Schlussstein mit Wappenschild mit drei Herzen. Das Inventar besteht aus Mumienresten in Vitrinen und 3 josefinischen Sparsärgen. Das Besondere an dem Karner von St. Michael ist, dass es sich bei dem als Karner bezeichneten Gebäude um eine Kapelle handelt, die ein Ossarium enthält. Ein Ossarium, also ein Beinhaus, war eine Sammelstelle für die Gebeine von Friedhöfen, auf denen Platz für weitere Bestattungen geschaffen werden musste. Die Einführung der Beinhäuser erfolgte im 11. und 12. Jahrhundert. Vielfach steht das Beinhaus deshlab, so wie in St. Michael, in Verbindung mit einem Friedhof. Speziell in dieser Form wird das Beinhaus eben Karner genannt. Häufig sind christliche Beinhäuser dem Erzengel Michael geweiht. Sie können zweistöckig erbaut oder später aufgestockt worden sein wobei sich im oberen Raum häufig eine Kapelle befindet. Um die Wende zum 20. Jahrhundert kamen Beinhäuser immer mehr außer Gebrauch.

Das Thal Wachau vom Aussichtsturm von St. Michael mit den Orten Wösendorf, Joching und Weißenkirchen ganz im Hintergrund am Fuße des Weitenberges.

Früher reichte die Wachau von Spitz an der Donau bis Weißenkirchen in der Wachau und der Talboden von St. Michael über Wösendorf und Joching bis nach Weißenkirchen wurde als Thal Wachau bezeichnet.

Bis 1850 wurde die Schwemmterrase am nördlichen Donauufer von St. Michael bis Weißenkirchen als ‚Thal Wachau’ bezeichnet. Thal Wachau umfasst die Orte Weißenkirchen, Joching, Wösendorf und St. Michael, die zusammen eine Einheit bilden. Schon im 9. Jahrhundert wurden im Thal Wachau Weinreben kultiviert. In der Vinothek Thal Wachau in Weißenkirchen präsentieren die Winzer von Thal Wachau ihre Weine, die von April bis Oktober verkostet werden können.

In der Vinothek Thal Wachau in Weißenkirchen können Sie von April bis Oktober die Wein der Thal Wachau Winzer verkosten.
In der Vinothek Thal Wachau in Weißenkirchen können Sie von April bis Oktober die Weine der Thal Wachau Winzer verkosten.
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