Die Burgruine Hinterhaus ist eine Höhenburg, die dominierend hoch über dem südwestlichen Ende der Marktgemeinde Spitz an der Donau, auf einem nach Südosten und Nordwesten steil zur Donau abfallende Felsriegel gegenüber dem Tausendeimerberg, gelegen ist. Die Burgruine Hinterhaus ist eine langgestreckte Anlage auf steigendem Terrain im Zwickel zwischen Spitzer Graben und Donau, der von einem Ausläufer des Elferkogels, einer Erhebung des Jauerling Massivs, gebildet wird.
Hinterhaus war die obere Burg der Herrschaft Spitz, die zum Unterschied vom im Ort befindlichen Unteren Schloß auch Oberhaus genannt wurde. Die Formbacher, ein altbairisches Grafengeschlecht, dürften als Erbauer von Hinterhaus gelten. 1242 wurde das Lehen durch die Abtei Niederaltaich an die bayerischen Herzöge weitergegeben, die es wenig später als Afterlehen den Kuenringern übergaben. Diese ließen die Herrschaft von Burggrafen verwalten. Burg Hinterhaus diente als Verwaltungsmittelpunkt. Die Lage der Burg Hinterhaus wurde einerseits gewählt zur Kontrolle des Donautales und andererseits weil direkt darunter eine uralte Handelsverbindung von der Donau durch den Spitzer Graben nach Böhmen führte.
1256 war Hinterhaus urkundlich Feste des kuenringischen Lehensritter Arnold von Spitz. Die Kuenringer waren ein österreichisches Ministerialengeschlecht, ursprünglich unfreie Dienstleute der Babenberger, ein österreichisches Markgrafen- und Herzogsgeschlecht fränkisch-bayerischer Herkunft.Als Stammvater der Kuenringer gilt Azzo von Gobatsburg, ein frommer und reicher Mann, der im Gefolge eines Sohnes des babenbergischen Markgrafen Leopold I. im 11. Jahrhundert in das heutige Niederösterreich kam. Im Laufe des 12. Jahrhunderts kamen die Kuenringer zu ihrer Herrschaft in der Wachau, die neben der Burg Hinterhaus auch die Burgen Dürnstein und Aggstein umfaßte, wobei die Burg Hinterhaus flußabwärts die erste Burg auf der linken Seite der Donau ist.
Bis zu deren Aussterben 1355 war Hinterhaus Sitz der Kuenringer als Vasallen der bayrischen Herzöge, dann erhielten zuerst die Ministerialenfamilie Wallseer und dann 1385 die Maissauer, ein weiteres österreichischesMinisterialengeschlecht, Hinterhaus als Pfandbesitz. Im Mittelalter war es häufig üblich, dass Landesherren Orte oder ganze Herrschaften als Pfandbesitz verliehen, als Gegenleistung gegen geliehenes Geld. Im Zuge des habsburgischen Bruderzwistes um die Vormundschaft des minderjährigen Albrechts V. wurde Hinterhaus 1409 eingenommen und zerstört. 1438 nahm Herzog Ernst von Bayern die Burg von Otto IV von Maissau wieder zurück uns setzte Pfleger ein. Danach wurde sie wieder aufgebaut. 1493 wurde die Burg Hinterhaus von ungarischen Truppen eingenommen.
1504 wurde die Burg Hinterhaus landesfürstlich, die bayerischen Besitzungen in Österreich nach dem Ende des bayrischen Erbstreites an Kaiser Maximilian I fielen, womit die Exterritorialität dieses Landstriches beendet wurde. Da Hinterhaus schon seit 1500 nicht mehr bewohnt war, setzte der Verfall ein. Die Herrschaftsinhaber hatten das mehr zentrale Untere Schloß im Nordwesten von Spitz vorgezogen. Auf Grund der latenten Türkengefahr befestigte man die Burg Hinterhaus in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nochmals.
Im dreißigjährigen Krieg wurde Spitz 1620 aus Rache an dem Spitzer Gutsherr Hans Lorenz II. von Kueffstain, dem Feldherr der Protestanten, vier Tage lang von den polnischen Söldnern des katholischen Kaisers Ferdinand II., der mit aller Härte die Gegenreformation durchsetzte, geplündert und in Brand gesetzt. Danach wurde die zerstörte Burg Hinterhaus dem Verfall preisgegeben. Als 1805 und 1809 Napoleons französische Truppen entlang der Donau in Richtung Wien zogen, wurde der schon ruinöse Bau nochmals stark in Mitleidenschaft gezogen.
Die in Teilen romanische Anlage der Burg Hinterhaus des 12. und 13. Jahrhunderts wurde vor allem im 15. Jahrhundert ausgebaut. Es gibt eine längsrechteckige, dem Gelände angepaßte, mehrmals geknickte Umfassungsmauer mit 4 runden 2-geschoßigen Eckbastionen aus grobem Bruchsteinmauerwerk mit erneuerten Rechteckzinnen. Die beiden östlichen Türme waren zur Verteidigung mit der Armbrust bestimmt, während die westseitigen Bollwerke für den Kampf mit Hakenbüchsen eingerichtet wurden, wie man an den unterschiedlichen Schießscharten erkennen kann.
Der Zugang zur Burg erfolgt über eine steilen Weg von Norden her. An der nordöstlichen Ringmauer gelangt man durch ein Rundbogenportal in die langgestreckte östliche Vorburg. Ein weiteres Rundbogenportal mit Pecherker führt in den Hof der Hochburg zu dem in der Mitte der Anlage befindlichen Palas.
Am höchsten Punkt der Anlage steht in der Nordwestecke der Hochburg der 20 m hohe, noch aus romanischer Zeit stammende, quadratische Bergfried. Der wuchtige Bergfried ist mehrgeschoßig und besteht aus Quadermauerwerk, Rundbogenfenster und Rechteckschlitzen. Im 2. Obergeschoß gibt es ein Kreuzgratgewölbe aus Bruchsteinmauerwerk, im nordwestlichen Eckturm ein kuppeliges Gewölbe in Kreislagen und im 2. Burghof eine Zistern. Der Hocheinstieg der Burg liegt etwa sechs Meter über dem Boden. Im Mauerwerk der Nordostmauer führt vom ersten Obergeschoß eine Stiege in den nächsten Stock, von dem man über eine eiserne Treppe zur Wehrplattform gelangt, die zu einer Aussichtswarte ausgebaut wurde. Unter den teilweise gut erhaltenen Zinnen der Außenmauern sind die Balkenlöcher des ehemaligen Wehrganges zu erkennen.
Hinter dem Bergfried trennt eine hohe und starke Mauer die Hauptburg von der westlichen Vorburg. Dieser Teil der Anlage geht vor allem auf die erste Hälfte des16. Jahrhunderts zurück, als die vermehrten Türkeneinfälle einen Ausbau der Wehreinrichtungen ratsam erscheinen ließen.
Die Ruine Hinterhaus gehört heute der Marktgemeinde Spitz an der Donau. Die erforderlichen Erhaltungsmaßnahmen werden vom Tourismusverein Spitz durchgeführt. Die Ruine Hinterhaus ist für Besucher frei zugänglich.
Höhepunkt jedes Jahr ist die Sonnwendfeier im Juni, wenn die Umrisse der Ruine Hinterhaus in der Dämmerung mit einer Lichterkette dargestellt werden.
Für die Erstellung dieses Beitrages wurden unter anderem folgende Quellen benutzt: Dehio Niederösterreich und spitz-wachau.at. Die Fotos stammen alle von Frau Mag. Brigitte Pamperl.
Dem folgenden Eintrag können Sie die Route entnehmen, wenn Sie mit dem e-bike vom Donauplatz in Oberarnsdorf einen Abstecher zur Ruine Hinterhaus machen möchten. Schauen Sie sich dazu am besten auf jeden Fall einmal die 3D-Vorschau an. Einfach draufklicken.